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Kann Verwaltungssprache eine Brücke zu den Bürger*innen schlagen?

Mehr als 55 Führungskräfte aus Bremer Ämtern und Ressorts haben sich am 5. November 2025 ganz bewusst die Zeit genommen, um sich mit dieser Frage zu beschäftigen: (Wie) Kann unsere Verwaltungssprache eine Brücke zu den Bürger*innen schlagen? Die Antwort darauf war schon ziemlich früh klar:

  1. Ja, kann sie - mit verständlicher und zugewandter Sprache.
  2. Es ist gar nicht so schwer! Aber dazu später mehr...

Nachdenkliche und ermutigende Grußworte

In Ihren nachdenklichen, unterstützenden und mutmachenden Grußworten betonten Katja Lessing, Amtsleitung des Aus- und Fortbildungszentrums für den bremischen öffentlichen Dienst und Verwaltungsschuldirektorin, und Björn Fecker, Bürgermeister und Finanzsenator, wie wichtig eine klare und verständliche Verwaltungssprache ohne niemals endende Bandwurmwörter und verschachtelte Sätze, die sich über mehr als 5 Zeilen erstrecken, wie dieser hier, ist.
Einfache Sprache ist wichtig für unser Verwaltungshandeln, für unsere Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt und nicht zuletzt, sondern vielmehr zu allererst für unsere Demokratie!

Verständliche Kommunikation: Impulsvortrag von Prof. Dr. Frank Brettschneider

Wie werde ich verständlicher? Und kann man das messen?

Dass mehr Verständlichkeit in unseren Bescheiden, E-Mails und Infotexten gut umsetzbar ist, zeigte Prof. Dr. Frank Brettschneider, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Hohenheim. In seinem Impulsvortrag brachte er diese Botschaft mit unterhaltsamen und einprägsamen Beispielen unseren Bremer Führungskräfte nahe. Und wenn wir uns um eine bessere Kommunikation bemühen, dann steigt ganz nebenbei auch die Reputation - das Ansehen - unserer Verwaltung. Bürger*innen können mehr Vertrauen fassen, indem sie Entscheidungen besser verstehen und damit nachvollziehen können. Ganz nebenbei bemerkt sind wir erst rechtssicher unterwegs, wenn genau das der Fall ist.

Woher wissen wir nun, wie verständlich wir eigentlich sind? Verständlichkeit lässt sich formal messen - zum Beispiel mit dem Hohenheimer Verständlichkeitsindex (HIX). Die größten Barrieren im Amtsdeutschen bauen wir, laut Prof. Brettschneider, mit zu langen und verschachtelten Sätzen, mit Fachbegriffen und Passiv-Formulierungen, mit Abkürzungen, Wort-Zusammensetzungen und Fremdwörtern auf.
Um den HIX-Wert in die Höhe zu treiben und damit einen Text verständlicher zu machen, helfen zum Beispiel diese 5 Regeln:

  1. Formulieren Sie konkret, statt abstrakt.
  2. Schreiben Sie übersichtliche Sätze, keine Schachtelsätze und nicht mehr als 12 Wörter.
  3. Verwenden Sie vertraute Wörter - wiederholt und einheitlich.
  4. Schreiben Sie aktiv statt passiv mit kraftvollen Verben, statt abstrakter Substantive.
  5. Übersetzen oder erklären Sie Fachbegriffe in Alltagssprache.

So einleuchtend, so gut. Doch was fehlt, um tatsächlich und nachhaltig ins Tun zu kommen?

Amtssprache: Einfach - Aus der Kölner Praxis für die Bremer Praxis

Ideen und Anregungen dazu, wie Bremer Führungskräfte die wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis umsetzen können, hatten drei Kolleg*innen aus Köln mitgebracht: Stephanie Jekel, Dr. David Sörgel und Maik Dick haben unseren Führungskräften den Kölner Weg beschrieben. Die Kolleg*innen aus der Stadtverwaltung Köln, dem Rechtsamt und dem Innovationsbüro stellen ganz bewusst die Nutzenden der Verwaltung - die Bürger*innen - in den Mittelpunkt. In der Umsetzung einer einfachen Amtssprache setzen sie auf Kooperation in multiprofessionellen Teams, Service Design Thinking und einen gesunden Pragmatismus. Ihr Weg zu mehr Verständlichkeit ist gepflastert mit vielfältigen Ansätzen:

  • eine niedrigschwellige Rechtsberatung für alle Mitarbeitenden, die ihre vereinfachten Schreiben juristisch absichern lassen wollen,
  • ein unterstützender Leitfaden, an dem sich Verwaltungspersonal orientieren kann und lernt, wie man verständlicher formuliert und passende Schulungsangebote dazu,
  • schnell umsetzbare und partizipative Formate, wie die "Formularwerkstätten", die zu verständlicheren Behördenschreiben führen - getestet von echten Bürger*innen und freigegeben von Führungskräften.

Die Kölner Botschaft an uns lautet: Halten Schreib es so fachlich wie nötig, aber so einfach wie möglich! Übrigens: Die Stadt Köln ist noch nie verklagt worden, weil ein Bescheid zu einfach zu verstehen war!

Austausch in Workshops

Nach diesen anregenden Impulsen hatten die Führungskräfte Zeit, sich in kleinen Workshops über verschiedene Fragen rund um unsere Verwaltungssprache auszutauschen und zu vertiefen. Dabei ging es zum Beispiel darum,

  • mit verständlicher Sprache die Reputation der eigenen Dienststelle zu verbessern,
  • die interne und externe Kommunikation zu fördern,
  • herauszufinden, dass und wie Verständlichkeit und Rechtssicherheit zusammenpassen
  • und inwiefern uns Künstliche Intelligenz dabei helfen kann, verständlicher zu formulieren.

Bremen macht es einfach!

Zum Ende des Fachtages hat Prof. Brettschneider die vergangenen Stunden für alle Teilnehmenden zusammengefasst. Seine Botschaft:
Seien Sie mutig und fangen Sie einfach an!
Wir bedanken uns bei allen Führungskräften, die sich die Zeit für mehr Verständlichkeit genommen haben. Den Weg hin zu einer zugewandten, serviceorientierten und einfachen Verwaltungssprache können wir nur gemeinsam gehen. Deshalb freuen wir uns über Ihren Mut einfach loszulegen!